Collective Notes
Samuel Hertz, Maria Thrän
Eröffnung: 17. Mai 2023, 18 – 21 Uhr
18 Uhr: Gespräch mit Kirsten Reese, Komponistin und Klangkünstlerin
Laufzeit: 18. Mai – 22. Juni 2023
Das Projekt Collective Notes nimmt Protestgesänge, wie die der internationalen Earth-Strike-Bewegung in Berlin (2019), zum Ausgangspunkt der künstlerischen Forschung in einer sich verändernden Laborumgebung. Die Medien- und Klangkünstlerin Maria Thrän und der Klangkünstler Samuel Hertz verbinden diese Gesänge mit den Schauplätzen der ökologischen Krise in der Klimazone Berlins und bewegen sich dann nach außen. Durch diesen Vergleich werden sowohl die Protestdokumentation als auch der Umweltklang Teil einer experimentellen Archivierungspraxis, die nach komplexen Beziehungen zwischen den Orten und Räumen der Klimakrise sucht.
Der Arbeitsraum verändert sich als Labor während der fünf Wochen der Ausstellung fließend. Hertz und Thrän hinterfragen die Methoden, mit denen Archive erstellt werden, und den Zweck ihrer Erstellung. Im Projektraum Neun Kelche treffen Ton, Bild und Text aufeinander, während die Künstler:innen expansive und partizipatorische Methoden zur Archivierung von Social-Media-Dokumentationen und von Umweltveränderungen erkunden.
Offene Tage: Mittwochs, 11–18 Uhr (31. Mai, 7./14./21. Juni)
Finissage
22. Juni 2023, 18 – 21 Uhr
18 Uhr: Gespräch mit Rebecca John, Kunsthistorikerin, Kuratorin und Wissenschaftlerin
Oh No!
Eva Dittrich
Eröffnungen:
Episode 1: 19. November 2022, 17 – 21 Uhr
Episode 2: 10. Dezember 2022, 17 – 21 Uhr
Episode 3: 14. Januar 2023, 17 – 21 Uhr
Laufzeit: 20. November 2022 – 29. Januar 2023
Das ewige, rastlose Weitermachen – die Geschichte fortlaufend geforderter Innovation erzählt Eva Dittrich anhand der Figur der Coyotin. In den Looney Tunes Cartoons durch ihr besonderes Verhältnis zur Schwerkraft bekannt, stürzt sie wieder und wieder in Abgründe. Vor dem unvermeidlichen Fall schwebt sie für einen Moment in der Luft und wird sich ihrer misslichen Lage bewusst. Doch kein noch so großes Unglück kann der Figur etwas anhaben. Unmittelbar nach jedem Fallen rennt die völlig unversehrte Coyotin unbeirrbar dem nächsten Absturz entgegen.
Mit OH NO! inszeniert Eva Dittrich eine Einzelausstellung in drei Episoden und greift den Moment der Schwebe vor dem großen Fall auf. Sie arrangiert ihren gleichnamigen Werkkomplex immer wieder neu und stellt in ihren raumgreifenden Installationen Fragen nach Erfolg und Scheitern, Leistungsdruck, Verletzbarkeit und Erschöpfung. Die Coyotin wird zum Sinnbild von Dittrichs Dasein als Künstlerin, Mutter, Arbeitnehmerin und als Teil der Gesellschaft. OH NO! ist der letzte Kommentar der Figur bevor sie in den Abgrund fällt. Hier wird der Ausruf zum Moment des gemeinsamen Innehaltens und kollektiven Überdenkens eines Narrativs, das uns die Künstlerin anhand biographischer Zugänge eröffnet und dessen gesellschaftliche Relevanz sie aufzeigt.
Öffnungszeiten auf Anfrage
Finissage
28. Januar, 2023 16 – 19 Uhr
Leisure Lessons, Pleasure Sessions
Melo Börner, Berlin Strippers Collective, Moving Mountains (Fannie Sosa & Navild Acosta) und Sunny Pfalzer
Eröffnung: 30. September 2022, 18 – 22 Uhr
Laufzeit: 01. Oktober – 23. Oktober 2022
Die erste Gruppenausstellung des Projektraums Neun Kelche vereint die künstlerischen Positionen von Melo Börner, des Berlin Strippers Collective, Moving Mountains (Fannie Sosa & Navild Acosta) und Sunny Pfalzer unter dem Titel Leisure Lessons, Pleasure Sessions. Die Ausstellung spannt sich zwischen den thematischen Polen körperlichen Erlebens von Freude und Aufregung sowie Ruhe und Entspannung auf. Beide unterliegen einer gesellschaftlichen Ungleichverteilung und sind trotz ihrer universellen Notwendigkeit nicht für alle gleichermaßen zugänglich.
In den einzelnen Sessions in Form von Performances, Screenings und dem Zusammenkommen im Ausstellungsraum werden ausgehend von der eigenen körperlichen Erinnerung gesellschaftspolitische Erfahrungen verhandelt: Welche Körper sind strukturell mehr beansprucht als andere? Welche Körper können sich frei bewegen? Wie erinnern wir uns an eigene körperliche Erfahrungen? Die künstlerischen Positionen eint, dass sie Gegenmodelle zu normativen Gesellschaftsbildern entwerfen und das Publikum dazu einladen, im gemeinsamen Erleben über alternative Handlungsmodelle in Form von Muße und Lust nachzudenken.
Öffnungszeiten auf Anfrage
Begleitprogramm
30. September 2022, 20 Uhr
Eröffnung mit
Performance Persuasions des Berlin Strippers Collective
mit Katja, Tilly und Trixie
In der Ausstellung
22. Oktober 2022, ab 17 Uhr
Finissage mit
Screening von Fannie Sosas und Navild Acostas Black Power Naps
und der DJ Performance SHE'OL von Melo Börner
In der Ausstellung
Fotos: Dorothea Dittrich und Rosanna Graf, 2022.
Julia Gryboś & Barbora Zentková
Tea Bags on Eyelids
Eröffnung: 27. Juli 2022, 18 – 21 Uhr
Laufzeit: 28. Juli – 31. August 2022
Die vielschichtige Klanginstallation Tea Bags on Eyelids von Julia Gryboś und Barbora Zentková kann als eine schrittweise Entwicklung wahrgenommen werden, die sich an eine Reihe früherer Projekte anschließt. Immer wieder thematisieren die Künstlerinnen Arbeitsbedingungen in Verbindung mit Effizienzdruck und chronischer Erschöpfung. Seit 2010 arbeiten die beiden als Duo unter einer gemeinsamen Autorinnenschaft. Im Projektraum Neun Kelche zeigen sie Module aus der Serie Tea Bags on Eyelids in einer eigens für den Raum kreierten Gesamtkomposition. Zuvor wurde die Arbeit bereits in anderer Variante in der Galerie TIC in Brno, Tschechien, gezeigt. Integraler Bestandteil der stets ortsspezifisch neu zusammengesetzten Installation ist eine musikalische Aktivierung. So wird Tea Bags on Eyelids zunächst zur Eröffnung Ausgangspunkt einer immersiven Sound Performance von Wizard Ashdod. Die Performance von Jan Tomàš am 31. August ist gleichzeitig die Finissage der Ausstellung sowie Abschluss des im August stattfindenden Project Space Festivals.
Der Titel Tea Bags on Eyelids verweist auf das Auflegen von Teebeuteln auf die Augenlider als Hausmittel zur Beruhigung von geschwollenen, gereizten Augen. Die Spuren des Weinens vor Erschöpfung oder Trauer können so reduziert werden und Augen, die müde sind, sehen nicht mehr müde aus. Beschäftigt und resilient sein gilt in unserer Gesellschaft als produktiv und attraktiv, gleichzeitig müde und zerknittert auszusehen hingegen nicht. Die Künstlerinnen nutzen einen Aufguss verschiedener Arten von Teeblättern und Kräutern als natürliche Quelle zum Einfärben ihres textilen Arbeitsmaterials und finden in der Rückkehr zu traditionellen Handwerkstechniken wie Knüpfen und Weben einen Modus der Entschleunigung. Diese repetitive Tätigkeit als Ritual der Entspannung ist in die Installation eingeflochten. Gleichzeitig führt uns jeder Knoten die Handarbeit vor Augen und konfrontiert uns mit dem Druck der Effizienz menschlichen Arbeitens und den damit einhergehenden Anforderungen an eine konstante Produktivität in spätkapitalistischen Strukturen.
Öffnungszeiten: Auf Anfrage
Begleitprogramm
Eröffnung
27. Juli 2022, 18–21 Uhr
Sound Performance mit Wizard Ashdod
Finissage
31. August 2022, 18–21 Uhr
Project Space Festival Special: Sound Performance mit Jan Tomàš, 19–21 Uhr
Fotos: Dorothea Dittrich, 2022
Noa Heyne & Anna Mirkin
UX
Eröffnung: 6. Mai 2022, 19 – 21 Uhr
Laufzeit 7. Mai – 3. Juni 2022
Noa Heyne und Anna Mirkin zeigen im Projektraum Neun Kelche die interaktive Installation UX. Die Künstlerinnen lernten sich 2021 bei LABA Berlin, einem Stipendienprogramm für jüdische Kunst und Kultur, kennen. Sie verbindet ihr Interesse an partizipativen visuellen Erzählungen.
Mit UX inszenieren Heyne und Mirkin ein Duett zwischen Mensch und Algorithmus. Als Kürzel des Begriffs User Experience verweist der Titel auf Erlebnisse von Nutzer:innen bei der Interaktion mit einem Produkt oder einer Umgebung. Die Installation ist eine spielerische Umgebung. Einzelne Teile sind mit Sensoren verbunden und bewegen sich in Abhängigkeit zu den Bewegungen des Publikums – dies geschieht jedoch nicht in direkt verständlicher Korrelation und der einladende Eindruck kippt: Die Besucher:innen sind umringt von sich bewegenden Bildern und Objekten und werden mit ihrer eigenen Machtlosigkeit konfrontiert. Mit ihrer Installtion eröffnen Heyne und Mirkin Fragen nach individueller Kontrolle und selbstbestimmten Gestaltungsmöglichkeiten von persönlicher und kultureller Identität in von Algorithmen gesteuerten Räumen.
Begleitprogramm
3. Juni 2022, 18 Uhr
Finissage
Öffnungszeiten: Freitags und Samstags, 15 – 19 Uhr und auf Anfrage
Fotos: Dorothea Dittrich
Förderung
Elisa Storelli
Atomistic
Eröffnung: 12. Februar 2022
Laufzeit: 13. Februar - 27. März 2022
In ihrer Einzelausstellung Atomistic verwandelt Elisa Storelli den Projektraum Neun Kelche in einen sinnlichen Erfahrungsraum. Ihre raumgreifende Installation besteht aus der multisensorischen Lichtskulptur Time Piece (Seconds) und der Soundinstallation Time Piece (Ticking). Im Zusammenspiel des polyrhythmischen Aufleuchtens des Lichts der ellipsenförmigen Skulptur und der Klangcollage entsteht ein Spannungsfeld der Wahrnehmung, das unmittelbare Sinneseindrücke provoziert und Zugangsmöglichkeiten zu Storellis komplexer künstlerischer Forschung eröffnet.
Seit nunmehr zehn Jahren untersucht die Künstlerin, wie sich unser Blick auf das physikalische Phänomen Zeit verändert und in welcher Wechselwirkung dieses Konzept mit gesellschaftlichen Strukturen steht: Zeit haben, Zeit verlieren, Zeit gewinnen – Zeit ist eine der wichtigsten und ungleich verteilten Ressourcen unserer Gesellschaft. In ihren Arbeiten geht Storelli zugleich spielerisch und theoretisch fundiert mit dem Themenkomplex Zeit um und eröffnet neue Perspektiven auf das abstrakte Alltagsphänomen.
Begleitprogramm
05. März 2022, 17 – 19 Uhr
Lecture Performance und Künstlerinnengespräch mit Elisa Storelli und Sarie Nijboer
In der Ausstellung, bitte vorab
Anmeldung via prost@neunkelche.de
26. März 2022, 19 Uhr
Klangsalon mit Constantin Engelmann, Samuel Hertz und Elisa Storelli
In der Ausstellung
Fotos: Dorothea Dittrich
Öffnungszeiten: Freitags und Samstags, 15 – 19 Uhr und auf Anfrage
Förderung
Fette Sans
The Cabinet
Eröffnung: 4. September 2021
Laufzeit: 5. September - 24. Oktober 2021
Fette Sans eröffnet mit ihrer Einzelausstellung The Cabinet das Programm des 2021 neu gegründeten Projektraums Neun Kelche in Berlin-Weißensee. Die Künstlerin baut in ihren Installationen Räume, die zur Bühne für performative Aktivierungen werden. Ein zentrales Thema spielen dabei pharmazeutische Erzeugnisse und ihre Geschichte vom Heilwissen vergangener Epochen bis hin zur heutigen androzentrischen Pharmawirtschaft.
The Cabinet ist in drei Räume gegliedert: Laboratorium, Boudoir, Beichtstuhl. Die menschenleeren Räume lassen eine vorherige Nutzung erahnen. Tabletten und drogenähnliche Substanzen werden zu den Protagonist:innen des Kabinetts. Im Vorfeld der Ausstellung drehte die Künstlerin die Videoarbeit AGIRLICA in der Installation in Berlin-Weißensee, wo sie lebt und arbeitet. Sie bezieht sich in ihrer ortsspezifischen Arbeit auf den expressionistischen Stummfilm Das Cabinet des Dr. Caligari, der ebenfalls in einem kleinen Studio in Berlin-Weißensee gedreht wurde. Fette Sans Neuinterpretation wird zur Finissage am 24. Oktober in der Brotfabrik am Caligariplatz gezeigt. Während der Laufzeit der Ausstellung kann in der Installation Beichte abgelegt werden.
Begleitprogramm
2. Oktober 2021, 18 Uhr
Kabinett Gespräch mit Fette Sans
In der Ausstellung
24. Oktober 2021, 15.30 Uhr
Finissage mit Screening von AGIRLICA
Im Kino der Brotfabrik, Caligariplatz 1, 13086 Berlin
Neun Kelche
Pasedagplatz 3-4
(Zugang über “An der Industriebahn”)
13088 Berlin
Fotos: Dorothea Dittrich
Öffnungszeiten: Samstags, 15 – 19 Uhr und auf Anfrage
Beichte ablegen: Sonntags, nach vorheriger Anmeldung unter agirlica@gmail.com